Weltweit umfangreichste Sammlung an OrangeneinwickelPapieren kommt ins Gutenberg-Museum

Das Gutenberg-Museum hat erneut einen „Coup“ gelandet. Es kann einen höchst bedeutsamen Bestand an Zitrusgrafik übernehmen, der unter dem Namen OPIUM firmiert. OPIUM steht für OrangenpaPIermuseUM und ist ein virtuelles Museum im Internet, das der Sammler Dr. Dirik von Oettingen vom Standort Salzgitter aus unter der Webadresse www.opiummuseum.de betreibt. Dahinter steht die mit weit über 40.000 verschiedenen Exemplaren wohl weltgrößte Sammlung an Orangeneinwickelpapieren.

Ausgehend vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart legt die exemplarische Sammlung Zeugnis ab vom Anbau der Zitrusfrüchte am Mittelmeer, deren Ausfuhr in die Verbrauchszentren Mittel- und Nordeuropas und der Entwicklung von Gewerbegrafik und Drucktechnik dieser Zeit.

Orangeneinwickelpapier „Carla“, etwa 1990er Jahre, Catania/Sizilien/Italien (Foto: Dirik von Oettingen)

Kulturdezernentin Marianne Grosse freut sich für das Gutenberg-Museum über die Akquise und sagt: „Ich finde es großartig, dass unser Gutenberg-Museum wieder eine einzigartige Sammlung wird übernehmen können, die wie ein Mosaikstein in das immer weiter geschärfte Konzept des Museums als Weltmuseum der Druckkunst passt und der Museumssammlung im Bereich der Gewerbegrafik und der Drucktechniken eine weitere spannende Facette hinzufügt.“

Zum Bestand des OPIUM gehören neben Orangeneinwickelpapieren außerdem spanische Zitruskistenplakate (etwa 2.800 Exemplare), kalifornische Zitruskistenplakate (über 1.000 Exemplare), weitere amerikanische Obst- und Gemüsekistenplakate, italienische Zitruskistendekorationen und andere Sonder- bzw. Nebensammlungen.

Kistenplakate wurden etwa seit 1900 als Blickfang auf die Vorderseite der handgezimmerten hölzernen Obstkisten aufgeklebt, sind jedoch seit etwa 1960 anderen Versandformen gewichen. Diese Sammlungen des OPIUM stellen einen kultur- und druckhistorischen Schatz, aber auch einen erheblichen materiellen Wert dar.

Orangenkistenplakat „Hewes´Transcontinental“, vor dem 2. Weltkrieg, Kalifornien/USA, Bucht von San Francisco, die Golden Gate noch ohne die berühmte Hängebrücke (Foto: Dirik von Oettingen)

Zwischen dem jetzt 77-jährigen Sammler und Museumsdirektorin Dr. Annette Ludwig wurde ein Schenkungsvertrag abgeschlossen, der dem Sammler erlaubt, vorerst weiter erfolgreich zu sammeln, jedoch zu gegebener Zeit, nach seinem eigenem Ermessen, die gesamte Sammlung ins Gutenberg-Museum zu überführen. Der dann erforderliche Transport wird materiell etwa 300 Aktenordner und 50 Archivboxen mit der Zitrusgrafik sowie eine einschlägige Bibliothek umfassen. Die Ablagesystematik des OPIUM kann auf dessen Webseite eingesehen werden. Museumsdirektorin Dr. Annette Ludwig ist dem Sammler sehr verbunden: „Ich danke Herrn Dr. von Oettingen für das Vertrauen, sein sammlerisches Lebenswerk dem Gutenberg-Museum zu übereignen. Dass unsere Vereinbarung jetzt öffentlich gemacht werden kann, ist ein weiterer Schritt auf dem gemeinsamen Weg.“

Abbildungen und Informationen zur Sammlung bietet das 2007 im Vacat-Verlag Potsdam erschienene, bibliophil gestaltete Buch des Sammlers und Autors „Verhüllt um zu verführen – Die Welt auf der Orange,“ das von der Stiftung Buchkunst als eines der schönsten Bücher des Jahres ausgezeichnet wurde. Der nur noch antiquarisch erhältliche Band ist in der Gutenberg-Bibliothek einsehbar.

Im Buchhandel noch erhältlich sind drei weitere Bücher des Autors, die profunde Einblicke in die Früchte eines Sammellebens vermitteln, der Titel „Opium bei Mutter Fourage“, 2010 als Katalog zur Ausstellung erschienen, die im Jahr 2015 veröffentlichte Publikation „Goldene Saat. Die Welt auf der Orangenkiste“ und der 2017 erschienene Titel “Kalifornische Kistenkunst“.

Weitere Informationen können einer PowerPoint-Präsentation entnommen werden, die der Sammler im Rahmen der von Dr. Annette Ludwig präsidierten Jahrestagung der Gesellschaft der Bibliophilen e. V in Leipzig gehalten hat und die unter folgendem Link angeschaut werden kann: https://youtu.be/sElYOPw013o.

Orangenkistenplakat „Antonio Fiz“, vor dem 2. Weltkrieg, Valencia/Spanien (Foto: Dirik von Oettingen)