Das Gutenberg-Museum Mainz präsentiert ab dem 28. November 2025 bis zum 22. Februar 2026 die bislang erste umfassende Ausstellung, die ausschließlich dem faszinierenden Thema der Druckerzeichen – den Vorgängern der heutigen Verlagslogos – gewidmet ist.
Unter dem Titel „ICH DRUCKE! Signet, Marke und Druckerzeichen seit dem Zeitalter Gutenbergs“ widmet sich die Sonderausstellung den Druckerzeichen, die bisher wenig in der Buchdruckgeschichte beachtet wurden. Druckerzeichen sind kleine Bildzeichen, die seit der Erfindung des Buchdrucks die erste oder letzte Seite eines Buches zierten und als Visitenkarte der Drucker:innen und Verleger:innen dienten. Sie waren mehr als bloße Markenzeichen, sondern ein Ausdruck von Identität, Bildung, Frömmigkeit, Witz und Unternehmenskultur.
Das Gutenberg-Museum bewahrt mit etwa 2.000 Druckerzeichen einen bedeutenden Sammlungsschatz. Gustav Mori, Forscher und ausgebildeter Drucker, sammelte diese Stücke in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als lose Blattsammlung – eine damals weit verbreitete Praxis. In der Ausstellung wird der Bestand erstmals einem öffentlichen Publikum vorgestellt. Jedoch nicht als isolierte Objekte – vielmehr werden die Druckerzeichen in historische Kontexte eingebettet, die die Entstehung und den fortwährenden Wandel der Drucker:innen- und Verleger:innenwelt nachzeichnen.
Die Ausstellung entfaltet ihre Wirkung durch eine farbintensive Inszenierung und setzt die historischen Druckerzeichen mit heutigen Verlagslogos in Verbindung. Sie waren die ersten „Logos“ in der Branche des gedruckten Buches. Ihre Bedeutung für Identität und Markenbildung ist bis heute relevant. „Druckerzeichen sind ein Spiegel ihrer Zeit. Sie zeigen, wie Drucker:innen sich selbst darstellten, wie sie Vertrauen schufen und sich im Wettbewerb positionierten“, so die Kuratorinnen Prof. Dr. Hui Luan Tran (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) und Dr. Nino Nanobashvili (Gutenberg-Museum Mainz). „Diese kleinen Bilder erzählen Geschichten über Identität und Marktverhältnisse, über Machtstrukturen, Religion und Bildung. Sie verbinden uns mit den Menschen, die hinter den Büchern stehen und die unsere Kultur geprägt haben.“
Die Sonderausstellung entstand in Kooperation mit der Abteilung Kunstgeschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Der umfangreiche Bestand wurde im Servicezentrum Digitalisierung und Fotodokumentation der Universität digitalisiert und durch wissenschaftliches Personal in der internen Datenbank erschlossen. Nach der Ausstellungseröffnung stellt eine eigens hierfür konzipierte Datenbank die Bestände einer interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung. Diese wird durch das GutenbergMuseum bereitgestellt. „Die Ausstellung stellt einen bedeutenden Bestand des Gutenberg-Museums zur Buchgeschichte in den Fokus. Es ist ein herausragendes Ergebnis der engen Zusammenarbeit des Museums mit Forschenden, wissenschaftlichen Einrichtungen und renommierten Förder:innen,“ betont Museumsdirektor Dr. Ulf Sölter.
Finanziert wurde die Sonderausstellung zum größten Teil über Drittmittel sowie durch nationale und internationale Stiftungen, darunter die Art Mentor Foundation Lucerne, die Ernst von Siemens Kunststiftung, die Tavolozza Foundation, die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur sowie die Rheinhessen Sparkasse. „Bereits in den vergangenen Jahren konnte das Land verschiedene erfolgreiche Projekte des Gutenberg-Museums ermöglichen – von dem Erwerb des herausragenden Blockbuchs zur Erweiterung der Sammlung bis hin zur Anschaffung der notwendigen Technik für die Digitalisierung der Museumssammlung. Auch die Sonderausstellung des Gutenberg-Museums hat die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur mit einer Projektförderung unterstützt. Damit zeigt Rheinland-Pfalz deutlich, welch großen Stellenwert das Gutenberg-Museum besitzt,“ so Kulturministerin Katharina Binz.
Zur Ausstellung wurde in Kooperation mit dem Deutschen Kunstverlag ein umfassender Begleitband veröffentlicht. Neben einleitenden Beiträgen zum Medium der Druckerzeichen und zur Sammlungsgeschichte des Gutenberg-Museums bietet die Publikation tiefe Einblicke in verschiedene Aspekte der Druckkunst. Themen wie die Rolle von Witwen als Druckerinnen, eine beeindruckende Sammlung von Druckstöcken in Antwerpen, die Selbstpräsentation ukrainischer Drucker sowie die Entwicklung des Verlagslogos vom Deutschen Kunstverlag werden hier in einem umfassenden Kontext präsentiert.
Ein vielfältiges Rahmenprogramm, welches unterschiedliche Aspekte von Druckerzeichen thematisiert, begleitet die Sonderausstellung. Dieses reicht von Führungen durch die Kuratorinnen der Ausstellung und durch Studierende der Johannes Gutenberg-Universität Mainz bis hin zu wissenschaftlichen Vorträgen. Ein Highlight ist dabei die Podiumsdiskussion am 22. Januar 2026 mit Vertreter:innen der Verlagswelt zu gestalterischen Fragen aktueller Logos.
Ludwig Holle, Baudezernent der Stadt Mainz, sieht in der Eröffnung der Sonderausstellung einen bedeutenden Meilenstein für das Gutenberg-Museum: „Nach dem aufwendigen Umzug im vergangenen Jahr und der erfolgreichen Eröffnung der Interimsausstellung ‚Gutenberg-Museum MOVED‘ ist es ein weiterer erfolgreicher Schritt für das Haus, die erste große Sonderausstellung in den neuen Räumlichkeiten zu eröffnen. Wir sind auf weitere Projekte gespannt, die ein aussichtsreiches und aktives Wirken in der Interimszeit versprechen.“
Informationen zur Sonderausstellung:
ICH DRUCKE! Signet, Marke und Druckerzeichen seit dem Zeitalter Gutenbergs
Gutenberg-Museum MOVED
Reichklarastraße 1.
55116 Mainz
Laufzeit der Ausstellung: 28.11.2025 bis 22.02.2026
